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Ready, steady, go: Das Rennen um die Rezyklate beginnt.

Die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR) schafft harte Fakten – ab 2030 müssen Kunststoffverpackungen einen Mindestanteil an Rezyklaten enthalten. Aktuelle Studien im Auftrag von Interzero und BKV zeigen jedoch: Die verfügbaren Mengen reichen voraussichtlich nicht aus, um die geforderten Quoten zu erfüllen. Wie können Unternehmen sich jetzt absichern?

Rezyklate

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Eigentlich läuft es immer runder beim Kunststoffrecycling in Deutschland. Wie die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) gemeinsam mit dem Umweltbundesamt (UBA) bekannt gab, stieg die werkstoffliche Recyclingquote für Kunststoffverpackungen aus dem Gelben Sack im Jahr 2023 auf den Rekordwert von 68,9 Prozent. Auch der Rezyklateinsatz in Produkten und Verpackungen macht Fortschritte. Dennoch blicken viele Unternehmen mit Spannung auf die geforderten Einsatzquoten für Post-Consumer-Rezyklate (PCR). Denn schon jetzt zeichnet sich ab: Zwischen dem Bedarf an PCR und dem verfügbaren Angebot könnte ab 2030 eine deutliche Lücke klaffen.

Studien im Auftrag von Interzero und der Kunststoffindustrie-Plattform BKV unterstreichen den Handlungsbedarf: Wollen Unternehmen die Anforderungen aus der PPWR erfüllen, könnte das schon bald zu einem regelrechten Run auf die besten Rezyklate führen. Weitere gesetzliche Vorgaben dürften den Wettbewerb um die Recyclingrohstoffe zusätzlich verschärfen – etwa die End-of-Life Vehicle Regulation (ELV), die auch Automobilhersteller in der EU ab 2030 dazu verpflichten soll, in neuen Fahrzeugen 25 Prozent PCR-Kunststoffe einzusetzen.

Interzero-Studie: 

Zwei Drittel der Unternehmen erwarten ungenügende Verfügbarkeit 
Konsumgüterhersteller und die kunststoffverarbeitende Industrie sind alarmiert. So zeigen erste Ergebnisse Interzero-eigener Befragungen: 80 Prozent der befragten Marktteilnehmer rechnen fest damit, dass die von der PPWR vorgeschriebenen Quoten für den PCR-Einsatz unverändert kommen. Gleichzeitig erwarten zwei Drittel der Marktteilnehmer im Jahr 2030 eine ungenügende Verfügbarkeit von mechanischem Rezyklat. Dabei ist hochwertiges PCR schon heute rar: Laut Studie sind mechanische und chemische Rezyklate für viele Marktakteure derzeit zu teuer im Vergleich zu Neuware. Außerdem eignen sich nicht alle Recyclingrohstoffe für höherwertige Anwendungen wie den Kontakt mit Lebensmitteln
 

„Selbst optimistische Rechenmodelle zeigen, dass bis 2030 mehr PCR gebraucht wird, als verfügbar sein wird“, sagt Frank Kurrat von Interzero. „Umso wichtiger ist es jetzt, die Fortschritte des Kunststoffrecyclings weiter zu unterstützen – zum Beispiel durch eine stabile Preispolitik und klare Entscheidungen, inwieweit auch PCR aus dem chemischen Recycling zur Erfüllung der PPWR-Vorgaben genutzt werden kann.“

BKV-Studie: In Deutschland könnten 2030 bis zu 30 Prozent Rezyklate fehlen
Während Interzero eher das europäische Gesamtbild in den Blick nimmt, konzentriert sich das Marktforschungsunternehmen Conversio auf den deutschen Markt – und sagt einen PCR-Gesamtbedarf von fast drei Millionen Tonnen im Jahr 2030 voraus. Für die Studie im Auftrag der BKV wurden zwei Szenarien berechnet: Das „Advanced-Szenario“ geht von einem signifikanten Zuwachs mechanischer Recyclingkapazitäten und der Etablierung des chemischen Recyclings aus – in diesem Fall würde die Differenz zwischen Verfügbarkeit und Nachfrage rund 310.000 Tonnen betragen. Geht es weiter wie bisher, fällt die Prognose dramatischer aus: Im „Business-as-usual-Szenario“, das lediglich ein moderates Wachstum mechanischer Recyclingkapazitäten zugrunde legt, müsste sich die Wirtschaft auf eine Differenz von rund 861.000 Tonnen einstellen – ein Gap von rund 30 Prozent.

Ausblick: Unternehmen sollten jetzt aktiv werden
Wie der Markt 2030 wirklich aussieht, kann heute noch niemand sagen; auch wenn die PPWR seit dem 11. Februar 2025 in Kraft getreten ist, wird die konkrete Ausgestaltung in Brüssel weiter verhandelt. Es ist also noch nichts in Stein gemeißelt –aber: Es wird eng im Rennen um die Rezyklate aus Post-Consumer-Quellen. Um ausreichend Vorlauf zu haben, sollten Unternehmen jetzt aktiv werden und die PCR-Beschaffung zum Beispiel über Partnerschaften auf eine breitere Basis stellen. So können etwa Direktbeziehungen zu Dualen Systemen oder Rezyklatanbietern wie Interzero mehr Planungssicherheit schaffen und die Wettbewerbsposition im Hinblick auf steigende PPWR-Anforderungen stärken.

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